Mehr Drama geht nicht. Der FC Unterstrass kann im Final des Regionalcups die drohende Niederlage in den letzten Minuten in einen vielumjubelten Sieg drehen.
Das Wunder von Veltheim
Die Geschichte mutet an wie das Remake eines der grössten Dramen der Fussballgeschichte. 26. Mai 1999 Bayern München gegen Manchester United. Finale der Champions League in Barcelona. Bayern führte ab der 6. Minute 1:0. ManU drehte das Spiel in der Nachspielzeit. "Das Wunder von Barcelona."
Am Freitag, 2. Juli 2021 hiess es SC Veltheim gegen FC Unterstrass. Finale des Zürcher Regionalcups in Veltheim. Veltheim führte ab der 3. Minute 1:0. Der FCU drehte das Spiel in der letzten Minute und der Nachspielzeit. "Das Wunder von Veltheim."
Aber von vorne:
Als das Spiel an diesem lauen Sommerabend auf dem Sportplatz Flüeli in Veltheim um 20.15 Uhr angepfiffen wurde, gehörte die Aufmerksamkeit der Zuschauer nur zum Teil den Akteuren auf dem Platz. Im Clubhaus am Spielfeldrand kämpfte die Schweizer Nationalmannschaft noch zu zehnt gegen elf Spanier um den Einzug ins EM-Halbfinale.
Aber schon nach drei Minuten drehten sich die Köpfe und die Veltheimer Fans konnten die frühe Führung bejubeln. Die Veltheimer starteten mit hoher Intensität ins Spiel und konnten den FC Unterstrass erfolgreich daran hindern sein gewohntes schnelles Kombinationsspiel aufzuziehen.
Nach einer halben Stunde brandeten die letzten EM-Emotionen über die Flüeli-Wiese - es war kein Jubel. Dafür waren jetzt alle beim Cupfinal dabei und die Zuschauerreihen wurden auch immer dichter. Der FC Unterstrass konnte sich noch nicht richtig in Szene setzen, vertraute aber auf seine Stärken und blieb geduldig, während Veltheim bissig war und nach Balleroberungen mit viel Tempo vor das Goal von Cornel Keller kam. Vor allem der ehemalige Super League Spieler Ramon Cecchini und der Stürmer Christian Schiess forderten die FCU-Verteidigung. Der FCU kam nicht ins Spiel und konnte bis zur Halbzeit keinen einzigen Abschluss vorweisen.
In der zweiten Halbzeit verstärkte Unterstrass seine Offensivbemühungen. Dies wiederum gab Veltheim immer wieder Räume für Konter, die aber allesamt ungenutzt blieben. Das Spiel wurde zunehmend hektischer. Eine Reihe von Verwarnungen war die Folge davon.
Bei Unterstrass sorgten einige Wechsel für neue Energie in der Schlussphase. Das Spiel war jetzt kampfbetont und man spürte, dass Unterstrass noch an die Wende glaubte. Prompt waren es die eingewechselten Spieler Marc Muggli und Albert Miller welche "das Wunder von Veltheim" möglich machten.
Als die meisten FCU-Fans sich schon damit abgefunden hatten, dass die Saison mit dem Aufstieg in die 2. Liga Interregional ja eigentlich schon sehr gut war und dass man nicht alles Glück für sich beanspruchen kann, lag der Ball in der 90. Minute plötzlich im Goal. Das Penaltyschiessen war angesagt, doch beide Teams suchten noch den Erfolg. Es war tief in der Nachspielzeit als der Ball nach einer hektischen Strafraumszene Albert Miller vor die Füsse fiel und er aus etwa acht Metern zwischen einigen Beinen hindurch einschieben konnte.
Der Jubel der Unterstrass-Spieler und der mitgereisten Fans war grenzenlos. "Ein Wunder fehlte uns und es passierte!" sagte Alex Fergusson vor 22 Jahren in Barcelona. Die Trainer Caspar Frey und Röbi Hüsser freuten sich zusammen mit den Spielern und den Fans unendlich über diesen unglaublichen Abschluss einer unglaublichen Saison. Der Sieg im Regionalcup ist ein noch nie erreichter Höhepunkt der Clubgeschichte und zusammen mit dem Aufstieg in die 2. Liga Interregional das grösste Geschenk zum Jubiläum.
"Vom Himmel in die Hölle in zwei Mintuen." sagte Trainer Othmar Hitzfeld damals. Es war ein harter Abschluss für eine ebenso gelungene Saison den SC Veltheim, der ab August 2021 in der 2. Liga spielen wird.
